Warum wir unsere Pferde nicht benutzen Teil 3...

...ihnen dafür Herdenleben ermöglichen.

In all den Jahren, seit ich mich mit den Bedürfnissen der Pferde beschäftige, wird für mich immer klarer, Herde ist alles für Pferde.

Und wir Menschen können das Sahnehäubchen sein.

Gemäss Tierschutzgesetz dürfen Pferde nicht alleine gehalten werden. Sie müssen die Gelegenheit zum sozialen Kontakt zu anderen Pferden haben. Dass diese Vorgaben wenig mit den wahren Bedürfnissen der Pferde zu tun haben, weiss ich aus eigener Erfahrung.

Meine Pferdejungs lebten zu zweit bei mir am Haus. Ich dachte damals, das sei ein Traum. Mein Traum..., nur nicht der meiner Pferde.

Sasha und Prinz kennen sich seit 14 Jahren und haben diese Freundschaft selber gewählt, entgegen meinen Plänen. Ein seltenes Privileg für Pferde, was mir erst später bewusst wurde. Leben doch die meisten Pferde in Zweckgemeinschaften, weil diese ihren Menschen dient.

Auf unserem gemeinsamen Weg spürte ich immer mehr, dass den Jungs etwas fehlt.

Sie waren immer schon ein tolles Team. So bisschen wie Vater und Sohn und beide verlassen sich, seit sie zusammen sind, vollkommen aufeinander. Sie zu trennen, habe ich ganz schnell aufgehört, weil das jedesmal traumatisch für beide war. Obwohl der Sasha ja gewohnt war, mit mir alleine unterwegs zu sein... Trotzdem, seit ich den beiden diese Gemeinschaft ermögliche, ist Trennung ein no go. Für mich total verständlich, gerade weil sie so gut miteinander sind. Wieso sollte ich dieses Miteinander stören indem ich sie trenne? Für Pferde ist Trennung sinnlos, unverständlich und lebensbedrohlich.

In dieser Dreisamkeit auf der Suche nach mehr Freiheit, erlebten wir einen Sommer auf der Alm, wo meine Jungs in einer Herde von 50 Pferden in Fast-Freiheit leben durften.

Was für eine Verwandlung! Heilung auf körperlicher wie mentaler Ebene in kürzester Zeit.

Beide zeigten sie mir, was ihre wahre Bestimmung hier in ihrem Pferdeleben ist. Jedenfalls nicht die, die ich ihnen zugedacht habe.

Nach dieser Erfahrung war klar, die Jungs brauchen noch mehr Freiheit und Natur! Und zwar ganzjährig.

So sind wir ins Pferdeparadies gezogen, weil da die Pferde 365 Tage im Jahr auf der Wiese in und mit der Natur leben dürfen.

Es war ein heftiges und intensives erstes Jahr für die Jungs und auch für mich.

Mit den Stuten in der Herde war es Liebe auf den ersten Blick. Einmal miteinander um die Wiese galoppiert, danach kehrte Ruhe ein und die gesamte Herde verhielt sich, wie wenn sie immer schon zusammen leben würden.

Bald darauf zogen Pferde aus der Herde aus. Nicht weil sie das wollten. Zum Einen, weil die einst todkranke Leitstute von ihrer Hufrehe geheilt und somit wieder brauchbar und zum Anderen, weil Menschenideen wichtiger als Herde und Freundschaften der Pferde wurden.

Diese Selbstverständlichkeit, wie Pferde von uns Menschen getrennt werden, sowie den Stress und die Trauer über den Verlust ihrer Herdenmitglieder mitzufühlen, ertrug ich nicht mehr.

So gründete ich ProLiberté und versprach den zurückgebliebenen Pferden, «bis dass der Tod euch scheidet».

Was ich seither erleben darf, berührt mich tief und lehrt mich tagtäglich, wahre Bedingungsfreiheit und Respekt meinen Pferdefreunden und überhaupt all meinen Mitwesen gegenüber. Ich empfinde es immer mehr als Übergriffigkeit und gewaltsam, Erwartungen und Bedingungen an Mitlebewesen zu stellen. Zu fühlen, was es mit mir und meinen Mitwesen macht, wenn wir einander so sein lassen, wie wir sind, statt einander so haben zu wollen, wie wir uns einander wünschen, empfinde ich als grosses Geschenk. Und wunderbare Möglichkeit zu erwachen.

So leben die ProLiberté-Pferde heute rund um die Uhr in intakten, gemischten Herden jeden Alters. Ich beobachte, wie die Pferde einander beistehen, sich bestärken, füreinander sorgen und sich gegenseitig beschützen. Die Herden haben sich über die Jahre zu starken, selbstbewussten Verbänden entwickelt. Unsere Pferde dürfen erfahren, dass sie sich aufeinander verlassen können und dass wir Menschen uns nicht einmischen. Bei uns werden Tierarztbehandlungen, Therapien und auch die Hufbearbeitung in der Herde erledigt. Wenn Menschen uns besuchen, dann in Kleinstgruppen und als Gäste der Pferde. Wir lassen uns auf die Regeln der Pferde ein, bitten darum, Teil ihrer Herde sein zu dürfen und erfahren dadurch die wahre Pferde-Magie. Achtsamkeit, Respekt und Bedingungslosigkeit, wie die Pferde uns vorleben, ist Grundlage für gemeinsame Momente voller Vertrauen, Harmonie und Freiheit. Wenn Pferde bei uns sterben, dann in und mit der Herde, damit sich alle voneinander verabschieden dürfen.

Einst unsichere, unselbständige, gestresste und vom Menschen abhängig gemachte Pferde erblühen zu selbstsicheren, gelassenen und zufriedenen Pferdepersönlichkeiten.

Wir dürfen vertrauen und loslassen. Im Wissen, dass unsere Pferde alle Herausforderungen, die Pferdeleben bereit hält, gemeinsam meistern und zusammen durch dick und dünn gehen. Uns brauchen sie dazu nicht.

Was für eine Befreiung! Wenn ein jedes Wesen zurück in die Eigenverantwortung und sich selber zum Sinn erfüllten Leben ermächtigen darf. Damit Zufriedenheit und gegenseitige Bestärkung Krieg und Unfrieden ablösen können.

Die Pferde freuen sich, wenn wir ihr Glück mit ihnen teilen, uns an ihrer Schönheit erfreuen und sie uns in ihre Welt entführen dürfen. Ihren Werten und Ideen eine Stimme geben.

So wünsche ich mir für die Pferde und uns alle, dass wir Menschen immer mehr uns fragen, ob und auf welche Weise wir das Recht uns nehmen, unsere Pferde zu benutzen. Weil alles, was wir anderen antun, wir schlussendlich uns selber antun.

Danke dafür. Und danke all unseren Unterstützer*innen - dank euch dürfen die ProLiberté-Pferde Herdenleben und Bedingungsfreiheit erfahren.

Wenn du diese unsere Vision mitleben, stärken und verbreiten magst, melde dich gerne und werde Teil unserer Gemeinschaft!

Von Herz zu Herz, Franziska mit den Pferden

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